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Rennen Levin, Leon und Luca im Endspurt noch an die Spitze unserer Jahrescharts? Oder geht es für sie vielmehr darum, eine bestimmte Punkte-Hürde zu überspringen, beispielsweise die von 6,333, welche genau der Wertung entspricht, die Sparkling hier vor zwei Jahren mit „We Are Here To Make You Feel“ erreichten? Vielleicht spurten sie auch vor in Richtung Dancefloor und hoffen, das wir ihnen folgen, um gemeinsam zu deren Musik tanzen? Oder eilt das Kölner Trio zu seinem Date mit Jens Moelle und İsmail Tüfekçi von Digitalism, mit denen sie „Two Lovers (Liebe die uns vereint)“ und „Keep Running“ aufnahmen? Oder haben Levin Krasel, Leon Krasel und Luca Schüten einfach immer Hummeln im Hintern, wie ihre energetische Mischung aus Indierock und Elektropop vermuten lässt?

„We“ bietet 10 Songs in knapp 29 Minuten und ist als LP (yellow transparent Vinyl) erhältlich.


 


 


„Two Lovers (Liebe Die Uns Vereint)“ und „Keep Running“ sind auch die tanzbarsten Tracks der Platte, bei der Sparkling ihrer Liebe zum Dancefloor im Allgemeinen und dem French Touch im Speziellen freien Lauf lassen. Ansonsten zeigt sich das Trio sehr vielseitig, rhythmisch-poppig à la Giant Rooks wie im Titelstück, post-punkig wie in „Nobody (But You)“ oder dance-punkig wie in „Every Day“, das an LCD Soundsystem oder The Rapture denken lässt. Hinten raus werden die Songs vor allem synthie-poppig, aber auch schwächer.
(SoundMag)


 


 


Wo frühere Veröffentlichungen manchmal etwas zu glatt wirkten, strahlt „We“ nun eine spürbare Rohheit und Spontaneität aus. Die Band traut sich, mutiger zu sein – und genau das hebt die Platte von früheren Arbeiten ab.
Trotz aller neuen Facetten bleibt SPARKLING sich treu: Die Verbindung aus treibenden Rhythmen, pulsierender Energie und einem Hang zur Melancholie ist weiterhin das Fundament. Neu hinzu kommt aber ein deutlicherer Anspruch an Vielschichtigkeit, der die Band soundtechnisch noch näher an die internationale Spitze rückt.
Unterm Strich ist „We“ das bisher stärkste Werk der Band. Es bündelt die Erfahrungen der letzten Jahre, den Willen zur Veränderung und die Lust am Risiko.
(Frontstage Magazine)




Seit Will Toledo (33 Jahre, 13 Alben!) sein Schlafzimmer-Projekt Car Seat Headrest in eine richtige Band verwandelte, steht die Frage im Raum: Wie geht es weiter mit der Teenage Angst, wenn man selbst kein Teenager mehr ist? Fünf Jahre nach dem letzten Album "Making a door less open" (COVID-19 und Folgeerkrankungen haben Toledo arg gebeutelt) liefert er nun die Antwort: "The scholars" ist eine Rock-Oper, ein konzeptuelles Epos, das sich über mehr als 70 Minuten Laufzeit ausbreitet und sich an einem fiktiven Universitäts-Campus ("Parnassus University") abspielt. Aus Teenage Angst wird also College-Leben. 

Die Platte teilt sich klar in zwei Hälften: Der erste Akt präsentiert sich noch relativ zugänglich und liefert den erwarteten leicht verschrobenen Indierock mit den eingängigen Riffs und der lyrischen Dichte, für die Car Seat Headrest bekannt sind. Mit dem Ende des ersten Teils wird der Hörer allerdings in die großformatige, theatralische Odyssee des zweiten Akts katapultiert. Hier, wo die Songs wie "Gethsemane" oder das fast 19-minütige "Planet Desperation" die Elf-Minuten-Marke locker knacken, wird klar, dass Toledo den großen Wurf gewagt hat. 

Der Sound ist dabei breiter und ausgereifter als je zuvor. Die Lo-Fi-Ästhetik früherer Tage weicht einer opulenten Produktion, die sich vor Classic Rock-Vorbildern nicht verstecken muss. Die Bandbreite reicht von melancholischen, fast gotischen Passagen über dissonante Keyboard-Einlagen bis hin zu feurigen, schweißtreibenden Gitarren-Soli. Die Synths sind subtiler eingesetzt als auf dem Vorgänger, eher als atmosphärische Textur im Hintergrund. Die längeren Stücke sind dabei keine bloßen Aneinanderreihungen von Songideen, sondern organisch wachsende Mini-Suiten, die ständig neue Facetten offenbaren.

"The scholars" ist kühn, selbstbewusst, stellenweise unbequem und vielleicht auch an der einen oder anderen Stelle überladen. Aber für mich ist es außerdem eines der Alben des Jahres. Toledo beweist, dass er der Garage entwachsen ist. Ich bin gespannt, wohin es ihn nach dem "College" verschlägt. 

Das tolle Video zu "CCF (I'm Gonna Stay With You)":


Der Song "Gethsemane" verdient das Attribut "Rock-Oper":



Klar ist: "The scholars" dient als eindrucksvoller Nachweis der zurückgewonnenen Stärke. Mehr als vielleicht jemals zuvor zeigt sich auf dem Album, dass sich Car Seat Headrest längst von einem Soloprojekt mit möglicherweise wie hinzugeladen wirkenden Musikern hin zu einer echten Band entwickelt haben. In der ein jeder seine Ideen einbringen und seine musikalischen Qualitäten ausleben darf, um am großen Ganzen mitzuwirken. Dass jeder Song für sich überzeugt und gleichzeitig alles miteinander Sinn ergibt, ist einer der vielen Vorzüge dieses, man muss es so deutlich sagen, großen Wurfs.

(plattentests)

 


Vermutlich sitze ich zu wenig auf Pferdesatteln, um Country und Americana zu verstehen oder gar zu lieben. Es gab hier vor Gericht in der Vergangenheit dazu sogar schon die eine oder andere heißere Diskussion. Die wird es m. E. im Zusammenhang mit "Caveman wakes up" nicht geben müssen, handelt es sich doch im eine ziemlich perfekte Mischung aus Folk und Indierock. 

Friendship aus Philadelphia sitzen ruhig in der Ecke einer schlecht beleuchteten Kneipe, nicken dir kurz zu und erzählen dir dann, wenn du dich dazugesetzt hast, die besten Geschichten des Jahres. „Caveman wakes up“ ist genau so ein Album: Ein Meisterstück der Entschleunigung. Dan Wriggins, der Kopf der Bande, hat eine dieser Stimmen, die man sofort unter Tausenden wiedererkennt. Ein knarziger Bariton, der immer so klingt, als wäre er gerade erst aufgestanden oder würde gleich wieder ins Bett gehen. 

Musikalisch ist das fünfte Album der 2015 gegründeten Band pures Understatement. Man könnte es Alt-Country nennen, aber dafür ist es zu verspielt. Man könnte es Folk nennen, aber dafür groovt es zu eigensinnig. Die Band um Wriggins webt einen Teppich aus staubigen Akustikgitarren, Pedal-Steel-Seufzern und Synthie-Flächen, die manchmal klingen wie alte Videospielkonsolen, denen der Strom ausgeht. 

Was „Caveman Wakes Up“ so besonders macht, ist die Wärme, die es ausstrahlt. Es ist keine Musik für die große Party, sondern für den Morgen danach. Für lange Autofahrten durch den Nieselregen oder den Moment, wenn man sonntags merkt, dass man eigentlich gar nichts vorhat. Es ist tröstlich, ohne kitschig zu sein. Es ist klug, ohne belehrend zu wirken und der Hörer benötigt keine Sattelerfahrung. 

Das Video zu "Resident evil":


Und das zu "Free association":


Friendship haben hier eine Platte gemacht, die nicht um Aufmerksamkeit bettelt, und sie sich gerade deshalb verdient hat. Ein kleines, feines Juwel für alle, die finden, dass die Welt sich manchmal einen Tick zu schnell dreht. Hervorheben möchte ich den Song, bei dem die Gitarre etwas mutiger klingt: "Tree of heaven". Mehrere Momente des Albums erinnerten mich an Okkervil River und Shearwater. 

The band has clearly attempted to expand their sound: dipping into more diverse musical terrains and trying to leap beyond them into a class of their own. As a result, each song feels like an encapsulation and works because of its distinctiveness. But it is that distinctiveness that also prevents the record from melding and setting as a whole. [...] Caveman Wakes Up is a record on the precipice of a breakthrough, but the inconsistent, patchworked tone and thematic material show the band still has some refining to do.

(pastemagazine)


Der Sänger der Editors macht vieles ähnlich wie der von The Slow Show, aber einiges deutlich besser. 

Sowohl Tom Smith als auch Rob Goodwin veröffentlichten dieses Jahr ihre ersten Soloalben und setzten dabei hauptsächlich auf intime, akustische Balladen. Dabei geriet „Peekaboo“ etwas langweilig, ließ Drama, Kitsch und Pathos vermissen und musste sich tatsächlich hinter den fünf Album von The Slow Show verstecken. 

„There Is Nothing In The Dark That Isn’t There In The Light“ lässt mit Sicherheit zwei Editors Album hinter sich („EBM“ (2022) und „In This Light And On This Evening“ (2009), um genau zu sein). Tom Smith konzentriert sich nicht nur auf die Akustikgitarre, sondern pointiert einige Songs geschickt mit Streichern („Life Is For Living“) oder Piano („Endings Are Breaking My Heart“). Durch „Lights Of New York City“ weht eine einsame, jazzige Trompete, „Leave“ hätte auch als Ballade zusammen mit den Kollegen von den Editors auf einem ihrer nicht von Gothic Rock, Dark Wave und EDM infizierten Alben gut funktioniert und auf „Deep Dive“ sorgt sein versetzter Gesang für Spannung. 

„There Is Nothing In The Dark That Isn’t There In The Light“ wurde von Iain Archer produziert und mitkomponiert, der als Songwriter und Produzent auch schon für Snow Patrol, Liam Gallagher oder Jake Bugg tätig war. „Northern Line“ stammt aus der Feder von Smiths Kumpel Andy Burrows und verströmt weihnachtliche Stimmung wie die vorherigen Smith & Burrows-Werke.


  


Der Kitsch, an dem Editors immer gefährlich nah entlangschrammten, der klopft auch hier immer wieder an, besonders auf „The Lights Of New York City“, einem der emotionalen Höhepunkte des Albums. Da reißt es aber eine gespenstische, aus der Ferne tönende Trompete wieder raus. Die Gespenster seines Lebens spielen auf Smiths Album aber immer wieder eine Rolle, vergangener Schmerz, verlorene Freundschaften, alte Erfahrungen. Wenn alle Midlifekrisen klingen würden wie THERE IS NOTHING IN THE DARK…, wäre die Welt eine bessere.
(musikexpress)


 


Ebenfalls seit dem 5. Dezember in den Plattenläden oder im Idealfall vom Nikolaus als CD oder LP (transparent Vinyl oder red Vinyl) in eure Stiefel gesteckt worden: „New Year’s Eve“, das neue Album von Nick & June.

Bereits vor knapp einem Jahr wurde mit dem Titelsong die erste Single aus „New Year’s Face“ veröffentlicht, der im Verlauf des Jahres weitere folgten: „Dark Dark Bright“, „Crying In A Cool Way“, „The Boy With The Jealous Eyes“, „Husband & Wife“, „Anthem“ und „2017“. In die Entstehung des Albums waren mehrere international bekannte Künstler*innen involviert: Mit dem Grammy-prämierten Peter Katis (The National, Interpol, Death Cab For Cutie), der die Songs an der US-Ostküste aufnahm, produzierte und mischte, erfüllten sich Nick Wolf und Suzie-Lou Kraft einen Wunsch, da sich viele seiner Alben unter ihren persönlichen Lieblingsplatten befinden. Doch damit nicht genug: Die Bläser auf „Dark Dark Bright“ stammen von Kyle Resnick und Ben Lanz, die live The National vervollständigen. Owen Pallett, bekannt für seine Streicher-Arrangements bei Arcade Fire, Pet Shop Boys oder The Last Shadow Puppets, steuerte solche für „Husband & Wife“ bei. Peter Silberman und Michael Lerner von The Antlers sind auf „2017“ sowie „Pinker Moon“ und die spanische Singer/Songwriterin Lourdes Hernández (aka Russian Red) ist auf „The Boy With The Jealous Eyes“ zu hören. Kein Wunder, dass Nick & June so stolz auf diese Lieder waren, dass sie uns diese schon nach und nach im Vorfeld der Albumveröffentlichung hören lassen wollten. 

Fans von Nick & June und ihrem melancholischen und nun opulenter klingenden Indie- & Dreampops müssen aber auch schlechte Nachrichten verdauen: Da die private Beziehung zwischen den beiden vor den Aufnahmen des Albums in die Brüche ging, bleibt abzuwarten, ob es weitere gemeinsame Musik geben wird und ob die angekündigte Tournee vielleicht deren letzte ist:
21.01.26 Dresden, Ostpol
22.01.26 Jena, Café Wagner
23.01.26 Magdeburg, Moritzhof
24.01.26 Braunschweig, KufA Haus
25.01.26 München, Milla
26.01.26 Nürnberg, club stereo
28.01.26 Erfurt, Museumskeller
29.01.26 Leipzig, Neues Schauspiel
30.01.26 Berlin, Privatclub
31.01.26 Düsseldorf, FFT
26.02.26 Ravensburg, Zehntscheuer
27.02.26 Freiburg, Vorderhaus
28.02.26 Pfaffenhofen, Intakt Musikinstitut
04.03.26 Wien (AT), B72
07.03.26 Passau, Zauberberg
10.03.26 Halle, Objekt 5
11.03.26 Bremen, Lagerhaus
12.03.26 Soest, Alter Schlachthof
13.03.26 Bielefeld, Bunker Ulmenwall
14.03.26 Göttingen, Nörgelbuff
12.05.26 Münster, Pension Schmidt
13.05.26 Hamburg, Knust
14.05.26 Vechta, Gulfhaus
15.05.26 Köln, King Georg
16.05.26 Hannover, Pavillon

Ob sich in dieser langen Liste wohl noch ein Termin für ein weiteres Wohnzimmerkonzert bei uns in Montabaur finden lässt?


Some choruses subtly recall Lana Del Rey, not in imitation but in atmospheric resonance. Overall, the melodies find their own path, carried by an indie-folk foundation brushed with hints of dream pop. The interplay between the piano and drums leaves little room for traditional showpieces—no heavy guitar riffs, no overtly performative moments—yet the simplicity works in the album’s favor.
“Dark Dark Bright” showcases Nick’s ability to create a serene aura within a steady rhythm. It’s not a fast-paced track, but its movement gently propels the melody forward. The light touch of synths adds clarity and brightness, as if the story being told is building toward its own soft, luminous climax. (…)
Overall, the record highlights how seamlessly Nick and June work together, shaping a collection of calm yet compelling harmonies. As the album title suggests, it feels like a soundtrack for welcoming a new year. It guides the listener through nostalgia, love, and hope, its daydream-like vocals and spectral arrangements making it distinct among releases of the season.
Think Mazzy Star, Lana Del Rey, and Beach House to begin grasping just how cinematic this experience truly is.
(New Noise Magazine)


 


 


 


 





Auch der Dezember bringt noch einige neue Platten, unter anderem „Unclouded“, das vierte Album von Melody’s Echo Chamber. Hinter diesem Pseudonym verbirgt sich die 38-jährige französische Musikerin Juliana Melody Prochet. 

Prochet kombiniert auf den 12 Songs ihre Liebe zum samtweichen Sixties-Psychedelic-Pop sowie ätherischem Dreampop und bestückt diese mit trippigen Beats, schwelgenden Streichern sowie gehauchtem und gesäuseltem Gesang. Songtitel wie „Eyes Closed“, „Childhood Dream“ und „Flowers Turn Into Gold“ scheinen da recht passend - recht überraschend ist, das der längste der Songs lediglich 3:18 Minuten läuft, so dass „Unclouded“ nach einer halben Stunde bereits sanft an einem vorbei gezogen ist.

Das über Domino Records veröffentlichte Album gibt es seit dem 5.12. als CD und LP (black Vinyl mint Vinyl, light rose and mint Splatter Vinyl). 


Unclouded takes her airy vocals and baroque dreampop into brighter terrain. Some tracks have a 90s vibe, reminiscent of Saint Etienne or Lush. Others have a feel that can only be accurately described in horticultural terms: the blooming strings of the really lovely Broken Roses, or the sprinkles of xylophones that make Burning Man sound like, well, a Japanese garden.
The balmy reverie is only briefly disrupted by Into Shadows’ brisker pace and mellifluous guitar runs, while Memory’s Underground brings another gentle tempo shift and Beatles-y strings. Unclouded is short on genuinely standout tracks, but it’s a becalming place to visit.
(The Guardian)


 


 






Der Angeklagte: Henric de la Cour

Das Beweismittel: Das Album „My Bones, Your Ashes“


Die Anklageschrift

Hohes Gericht, liebe Geschworene der dunklen Tanzfläche! Wir verhandeln heute den Fall eines gewissen Henric de la Cour. Der schwedische Hühne, bekannt aus Vorstrafen mit Formationen wie Yvonne oder Strip Music, ist kein Unbekannter in den Akten der Melancholie. Ihm wird vorgeworfen, mit „My Bones, Your Ashes“ erneut den Weltschmerz so verpackt zu haben, dass man gar nicht anders kann, als dazu die Hüften zu kreisen. Die Anklage lautet auf vorsätzliche Erzeugung von Gänsehaut und unzulässige Nutzung von 80er-Jahre-Referenzen in modernem Gewand.


Die Beweisaufnahme

Wenn Henric de la Cour ans Mikrofon tritt, dann geht es nie um Belanglosigkeiten. Durch seine lebenslange Auseinandersetzung mit Mukoviszidose schwingt in seiner Kunst immer eine Dringlichkeit mit, die man nicht fälschen kann. Er singt nicht über den Tod, weil es im Gothic-Handbuch steht, sondern weil er ihm regelmäßig in die Augen blickt.

Doch wer bei „My Bones, Your Ashes“ nun ein trübseliges Trauerspiel erwartet, wird von der ersten Sekunde an eines Besseren belehrt. Das hier ist kein Jammern, das ist ein Aufbäumen.

Soundtechnisch bewegt sich das Album weg von dem etwas schrammeligen „Demo-Charme“ früherer Tage hin zu einer wuchtigen, produzierten Opulenz. Es knarzt, es wummert, und die Synthesizer bauen Kathedralen aus Klang, in denen Depeche Mode und The Cure gemeinsam die Orgel spielen könnten. Songs wie „Drull“ oder der Titeltrack walzen mit einer Basslinie voran, die direkt in die Magengrube zielt. Seine Stimme – irgendwo zwischen Crooner, Vampirfürst und Post-Punk-Rebell – thront über allem und wechselt mühelos zwischen fragiler Verletzlichkeit und aggressiver Dominanz.

Besonders belastend (im positiven Sinne) ist die Tatsache, dass de la Cour hier einige starke Songs abliefert. Das ist Popmusik für Leute, die Eyeliner tragen, aber trotzdem Refrains mitsingen wollen. Es ist dunkel, ja, aber es ist eine glitzernde, neonfarbene Dunkelheit.


Das Plädoyer

Warum sollte man dieses Album hören? Weil es authentisch ist.  „My Bones, Your Ashes“ ist der Soundtrack für die letzte Party vor dem Weltuntergang. Es ist trotzig, es ist laut und es feiert das Leben gerade dadurch, dass es dessen Endlichkeit so prominent thematisiert.

Die Mischung aus New-Wave-Nostalgie und moderner elektronischer Härte ist hier perfekt ausbalanciert. Man kauft ihm jede Zeile ab. Wenn er singt, dass seine Knochen zu unserer Asche werden, dann klingt das nicht wie eine Drohung, sondern wie ein seltsames, romantisches Versprechen.

Das Video zu "Dead Hank":


Leider kein Video, aber der m. E. beste Song des Albums "Hey you, hell no":



If you love the synth-heavy pop of the 1980s, you should definitely add “My Bones, Your Ashes” to your vinyl record collection. And that is to be taken literally because “My Bones, Your Ashes” is Henric de la Cour‘s first studio album which will be released only digitally and on vinyl, and not on CD. Those who prefer darker tunes and / or heavier sounds will at least enjoy “Bones, Ashes“, “Hey You, Hell No“, the grower “Dread Forever” and “Schneider“.

(chaoszine)


Apropos Bestenliste bei Metacritic: Mit einem Metascore von 97/100 Punkten thront Rosalía mit „Lux“ über allen anderen in diesem Jahr veröffentlichten Alben. In den letzten 10 Jahren übertraf übrigens nur Fiona Apples „Fetch The Bolt Cutters“ (2020; 98/100) diesen Wert. 
Rosalia Vila Tobella ist übrigens Wiederholungstäterin: Bereits 2022 stand am Ende des Jahres die heute 33-jährige Spanierin mit „Motomami“ und einem Metascore von 94/100 an der Spitze der Jahrescharts. 

„Lux“ bietet 18 Songs in einer Spielzeit von 60 Minuten (aber nur in der physischen Veröffentlichung als CD und Doppel-LP, im Stream deutlich gekürzt), kombiniert Artpop, Avantgarde, zeitgenössische Klassik, Folklore sowie orchestralen Pop und wird in insgesamt 13 unterschiedlichen Sprachen vorgetragen. Die Liste der beteiligten Musiker*innen, Komponist*innen und Produzent*innen kann man in dieser Stunde gerade so durchlesen, exemplarisch seien Charlotte Gainsbourg, Guy-Manuel de Homem-Christo von Daft Punk, Pharrell Williams oder Björk genannt. 

Letztere hören wir zusammen mit Yves Tumor auf der Single „Berghain“, die nach dem Berliner Technoclub benannt und von der Heiligen Hildegard von Bingen inspiriert wurde, deren Text zu Klängen des London Symphony Orchestras größtenteils auf Deutsch vorgetragen wird („Seine Angst ist meine Angst, Seine Wut ist meine Wut, Seine Liebe ist meine Liebe, Sein Blut ist mein Blut“) und die dennoch Platz 1 der spanischen Charts erreichte. An diesem Song lässt sich der Wahnsinn des kompletten Albums gut ablesen:


 


LUX ist die vielstimmige Antwort auf eine vielstimmige Gegenwart, egal was der weltweite autoritäre Backlash erzählen will. Genre- und Sprachgrenzen? Gibt es für Rosalía nicht, wenn sie die Geschichte weiblicher Selbsterfahrung und Stärke erzählen will, da kann sie sich mal in einem Rave verlieren und ein paar Songs später einen Walzer straight aus einer Disneyproduktion nutzen, um mit vergangenen Lovern und unzuverlässigen Männern abzurechnen. (…)
Ein Teil der Songs ist nur auf den physischen Alben zu hören. Das ist teils natürlich kluges Marketing, aber neben der Musik, die mit dem Orchester und Walzer- und Rumba-Momenten, auch ein Symbol für das Trendpendel, dass von der maximalen Künstlichkeit von Hyperpop aus Reaktion auf Pop-Avatare und KI-Musik zurückschwingt in die Welt des realen, des physisch Anfassbaren, des einzigartig Menschlichen und Individuellen.
Mit LUX bringt Rosalía den Bombast in den Pop zurück, umarmt das Experiment und schafft ein Album, das wirklich niemand anderes als sie hätte schreiben können. Ein Gegenentwurf zu der Welt des Mittelmaß, die uns Techwelt und KI-Fanatiker verkaufen wollen. Ein Hoch auf die Einzigartigkeit, ein Hoch auf Rosalía.
(musikexpress)




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These New Puritans - Crooked wing

  Sechs Jahre Funkstille und dann das: Ein Album, das klingt, als hätten Jack und George Barnett beschlossen, die Kirchenorgel aus dem Dorf ihrer Kindheit in ein futuristisches Klanglabor zu schleppen.   Das fünfte Album des Duos aus Essex kein Werk für den schnellen Konsum, sondern ein Ritual: zehn Stücke, die zwischen sakraler Erhabenheit und industrieller Kälte pendeln. Wer hier einen Refrain sucht, darf gleich wieder gehen, denn die Barnetts schreiben lieber Kapitel als Songs. Der Einstieg mit   "Waiting" eine Einladung ins Halbdunkel: Sopran, Orgel, Glocken... Kate Bushs „50 Words for Snow“ lässt grüßen, nur mit mehr gotischem Ernst. Danach läuten die Glocken buchstäblich:   "Bells" sich sieben Minuten lang wie ein Prozessionszug durch vibrierende Klangflächen, bevor Jack Barnett seine Stimme erhebt – irgendwo zwischen Mark Hollis und einem Mönch, der zu viel Dark Wave gehört hat. Das Herzstück? Vielleicht   "Industrial love song", ein Duett mit Carol...
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